Gewusst wie: Warum Drohnen bei der Bienensauna-Behandlung keinen Schaden nehmen

Anfang April erreichte uns die aufgebrachte E-Mail eines unserer Bienensauna-Imker, Siegfried Rösel: „Heute Morgen steht in den Kinzigtal Nachrichten ein Artikel des Imkervereins Schlüchtern mit dem Titel ‚Bienensauna erweist sich als nachteilig’. Aus dem Text geht dann hervor, dass die Drohnen dadurch unfruchtbar würden. Kannst du das bitte kommentieren, ich kann das nicht glauben. Es ist eine Frechheit in meinen Augen und zeigt die Unbeweglichkeit dieses Vereins.“

Ich kann seinen Ärger verstehen und empfinde ihn auch. Es ist die Art und Weise, wie die Bienensauna in bestimmten Imker-Kreisen mehr oder weniger im Vorbeigehen diskreditiert wird, ohne sich tatsächlich mit dem Thema Hyperthermie, geschweige denn mit dem genauen Verfahren und der Anwendung der Bienensauna befasst zu haben.

Bevor der Artikel von der Versammlung des Imkervereins Schlüchtern ausführlich über den Kauf von Tulpenzwiebeln berichtet, wird wie nebenbei zitiert: „Eine Bienensauna als neuartiges Mittel zur Milbenbekämpfung habe sich als nachteilig erwiesen, weil die Drohnen dadurch unfruchtbar würden.“ Eine Behauptung, die so nicht stimmt und in Verbindung mit der Bienensauna gänzlich falsch ist. Hierzu ein paar Fakten:

Forschungsergebnisse zur Drohnenfertilität bei Wärmebehandlungen

Im September 2013 veröffentlichte Arne Kablau an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim seine Bachelorarbeit mit dem Thema: „Auswirkungen der Hyperthermie auf die Drohnenfertilität von Apis mellifera (LINNAEUS, 1758)“
In seinem Forschungsprojekt wurde Drohnenbrut auf 41°C, 42°C und 43°C über eine Dauer von 2 und 3 Stunden erwärmt.

[Fruchtbarkeit der Drohnenbrut und Varroasterblichkeit]
„In der vorliegenden Arbeit wurde Drohnenbrut bekannten Alters hyperthermisch behandelt, um nach dem Schlupf eine eventuelle Auswirkung dieser Methode auf die Fertilität [Fruchtbarkeit] zu überprüfen. Zudem wurde Arbeiterinnenbrut bei unterschiedlichen Versuchsbedingungen ebenfalls behandelt und die Varroamortalität [Varroasterblichkeit] im Anschluss überprüft.

[Tödliche Behandlungsmethode für die Milben]
Als für die Milben tödliche Behandlungsmethode hat sich eine Erwärmung auf 42°C für 3h erwiesen. Nach spätestens 48h waren alle gefundenen Milben tot. Diese Methode zeigte unterschiedliche Effekte auf die Bienenbrut. Junge Brut wies nach dieser Behandlung keine Vitalzeichen auf, ältere Stadien (>12 Tage) überlebten die Behandlung ohne feststellbare Beeinträchtigungen. Bei 43°C für 3 Stunden wurde eine erhöhte Brutmortalität festgestellt. Bei einer Behandlung von 45°C über 3h wurde ein kompletter Verlust der Brut registriert.

[Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Drohnenbrut]
Die Auswirkungen auf die Fertilität sind ebenfalls unterschiedlich. Bei einer Erwärmung der Brut auf 41°C für 2h wiesen die Spermien eine mittlere Motilität [Beweglichkeit] von 73% auf. Die Spermienanzahl betrug im Durchschnitt 6,7 Millionen. Ein signifikanter Unterschied zu den Kontrollgruppen konnte nicht nachgewiesen werden. Bei 42°C für 3h konnte stichprobenartig festgestellt werden, dass die Drohnen keine Spermien mehr besaßen. Dies gilt ebenso für eine Behandlung bei 43°C für 3h.

[Bei richtiger Anwendung keine Auswirkungen auf die Drohnenfertilität]
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Anwendung der Hyperthermie als Behandlungsmethode bei richtiger Anwendung funktioniert. Auf Grundlage der vorliegenen Daten ist eine Behandlung bei 41°C für 2h zu empfehlen. Bei dieser Methode konnte beobachtet werden, dass alle juvenilen [jugendlichen] Stadien und Männchen der Varroamilbe abgetötet werden. Dadurch wird die Vermehrung der Milbe im Volk unterbrochen. Dies hatte keine Auswirkungen auf die Fertilität der Drohnen.“

Forschungsergebnisse bei Bienensauna-Behandlung berücksichtigt

Unser „Behandlungsprogramm mit Brut“ entspricht in Dauer und Temperatur den Ergebnissen dieser Arbeit. Sie haben bei den Software-Updates der Behandlungsprogramme als Richtschnur gedient. Dabei ist es wichtig festzustellen, dass Arne Kablau die Fertilität der empfindlichen Drohnenbrut untersucht hat. Die robusteren adulten Drohnen wurden nicht hyperthermisch behandelt. Daher gibt es hierzu auch keine Erkenntnisse.

Fruchtbarkeit der Drohnen bei der Bienensauna-Behandlung nicht gefährdet

Die Fruchtbarkeit der Drohnen leidet nicht unter der Wärmebehandlung mit der Bienensauna. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Richtige Wahl des Behandlungszeitpunktes
    Die empfohlenen Wärmebehandlungen werden im frühen Frühjahr und nach dem Honigschleudern durchgeführt. Im Februar oder März sind noch keine Drohnen im Bienenvolk, im Juli sind die Begattungsflüge bereits geschehen. Daher ist die Sorge, dass die Königinnen von unfruchtbaren Drohnen begattet werden, unbegründet. Im Gegensatz zum Drohnenschnitt, der häufig zur Reduktion der Varroa durchgeführt wird, verbleiben die Drohnen im Volk und können damit ihrer sozialen Aufgabe nachkommen. Zudem wird die Königin nicht zum Nachschaffen der Drohnen genötigt, was eine Menge Energie spart.
     
  • 41 Grad Beutentemperatur bei „Behandlungsprogramm mit Brut“
    Seit dem Software-Update im August 2016 läuft das „Behandlungsprogramm mit Brut“ 3 Stunden bei 41°C. Da die Wärme, je nach Alter des Wachses, 30 – 45 Min. braucht, um in die Brutwaben einzudringen, sind die Drohnenlarven nur ca. 2,25 - 2,5 Std. der Wärme von 41°C ausgesetzt. In diesem Bereich findet keine Schädigung der Spermien statt.
     
  • Königin steigert Bestiftungsleistung nach Wärmebehandlung
    Dass die Spermien bei adulten Drohnen während einer Wärmebehandlung geschädigt werden, ist nicht nachgewiesen und unseren Erfahrungen nach auch unwahrscheinlich. Die Königin mit ihren Spermienpaketen ist ja der gleichen Wärme ausgesetzt und steigert nach der Wärmebehandlung durchweg ihre Legeleistung. Dass die Eier befruchtet sind, wird an der positiven Volksentwicklung nach der Bienensauna-Behandlung deutlich.

Erfolgreiche Bienensauna-Behandlungen

Soweit zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und unseren Erfahrungen. Wir sind froh, dass es neben denjenigen, die die Bienensauna unbesehen pauschal ablehnen, auch viele Imker und Imkerinnen gibt, die sich vorurteilsfrei mit neuen Methoden der Varroabekämpfung beschäftigen und sich ihre eigene Meinung bilden. So, wie der Verfasser unserer E-Mail. 

Siegfried Rösel gehört zu unseren Bienensauna-Pionieren. Seit dem Sommer 2016 behandelt er seine 16 Bienenvölker ausschließlich mit der Bienensauna. Mit bestem Erfolg. Seine Ausführungen dazu kann man auf unserer Homepage lesen und noch etwas ausführlicher als Kommentar auf der Seite immelieb.de, auf der Dr. Liebig seinen Bienensauna-„Versuch“ beschreibt, der ebenso wenig fachlich korrekt ist, wie die Aussage des Imkervereins Schlüchtern.