Studie ohne Initiator
Die Hyperthermie-Studie von Herrn Dr. Berg beschäftigt uns nun seit mehreren Monaten. Während dieser Zeit haben wir viel Energie eingesetzt, um Dr. Berg, das Landwirtschaftsministerium und die bayerische Politik von der Wichtigkeit einer fachlich sauberen Grundlage für die Studie zu überzeugen. Damit Ihr die zeitlichen Abläufe verfolgen und Euch ein eigenes Urteil bilden könnt, haben wir eigens ein Dossier dazu angelegt.
Leider müssen wir konstatieren, dass es uns nicht gelungen ist, Änderungen am Testdesign durchzusetzen. Auch für eine mögliche Folgestudie sind bislang keine Diskussionen über einen geeigneten Kriterienrahmen aufgenommen worden. Obwohl unsere Kontaktaufnahme mit dem Landwirtschaftsministerium im August 2015 diese Hyperthermie-Studie initiiert hat, haben wir aus fachlichen Erwägungen von einer Beteiligung Abstand genommen.
Kein faires Studiendesign
Seit Januar 2015 haben wir versucht, ein deutsches Bieneninstitut für ein faires Studiendesign zu gewinnen - ohne Erfolg. Wir bedauern es sehr, dass sich kein Institut gefunden hat,
- dem die Bienenverträglichkeit wirklich wichtig wäre,
- das sich unvoreingenommen auf eine neue Behandlungsmethode einlassen will,
- das offen ist für unsere Erkenntnisse aus fünf Jahren Felderfahrung.
Aktuell führt der Versuchsaufbau zu verzerrten Ergebnissen zwischen den 4 Hyperthermie-Geräten, die Teil der Studie sind, und zu einer Benachteiligung der Hyperthermie gegenüber klassischen Behandlungsmethoden - unabhängig davon wie die Ergebnisse ausfallen werden.
1) Richtige Skala für direkten Wirkungsgrad
Zu Beginn dieses Jahres war das einzige Argument von Fachleuten gegen Hyperthermie im Allgemeinen und die Bienensauna im Besondern, dass es nicht möglich sei, ein ganzes Bienenvolk mit Wärme zu behandeln, weil die Bienen entweder brausen und verklumpen oder so erfolgreich kühlen würden, dass das notwendige Wärmelevel nicht zu erreichen sei. Um dieses Argument zu entkräften, brauchten wir keine Studie. Es reichten die öffentlichen Behandlungen mit der Bienensauna. Sie belegten das Gegenteil.
Veraltetes Literaturwissen
Das trug mit zum Anstoß der aktuellen Hyperthermie-Studie bei. Leider bringt die Untersuchung wegen der Einschränkung auf die direkte schädigende Wirkung der Wärme auf die Varroamilbe, auf die Herr Dr. Berg mit seinem Versuchsdesign besteht, keinen wirklichen Erkenntnisgewinn. Seit über 25 Jahren ist bekannt, dass Hyperthermie die Varroamilbe schädigt. Viel interessanter wäre es, genauer zu untersuchen, in welcher Form und in welchem Zeitraum nach der Behandlung sich Schädigungen zeigen.
Zu kurze Beobachtungszeit
Doch Herr Dr. Berg erfasst den Milbenfall nur über eine Zeitdauer von drei Tagen nach der Wärmebehandlung. Damit hält er sich immer noch an die Behauptung von Wissenschaftlern vor über 25 Jahren, dass alle geschädigten Milben nach 72 Stunden tot seien. Wir beobachten jedoch auch bei Völkern ohne Brut einen längeren Totenfall über mehr als zwei Wochen hinweg. Diese These wird übrigens auch von einer Bachelorarbeit von Arne Kablau aus dem Jahr 2013 gestützt, die von Herrn Dr. Berg begleitet wurde.
Mit seinem Vorgehen beurteilt Herr Dr. Berg den Wirkungsgrad von Hyperthermie schlechter als er tatsächlich ist. Zudem lassen sich Unterschiede im Wirkungsgrad zwischen einer reinen Brutbehandlung und der Behandlung des gesamten Volkes mit der Bienensauna nicht korrekt ableiten.
2) Mehr Indikatoren für Bienenverträglichkeit
Die Frage nach der Bienenverträglichkeit kann ohne eine Untersuchung der Volksentwicklung nicht beantwortet werden. Nur in einer Studie, die die Entwicklung über das gesamte Bienenjahr, jedoch mindestens über 3 Monate untersucht, würden sowohl Schädigungen als auch positive Einflüsse der Wärme auf Bienen, Brut und Königin deutlich werden. Dass bisher niemand in Verbindung mit der Varroabekämpfung an der Untersuchung einer positiven Entwicklung des Bienenvolkes interessiert ist, sondern nur nach Schädigungen sucht, lässt sich vielleicht damit erklären, dass es bei allen bisherigen Behandlungsmethoden eben keine förderlichen Aspekte zu untersuchen gab. Auch Herr Dr. Berg bleibt dieser alten Tradition verhaftet, wenn er die Bienenverträglichkeit der Hyperthermie nur anhand von möglichen Brutschäden testet.
Tierwohl berücksichtigen
Für uns ist es sehr bedauerlich, dass die Wissenschaft sich einer Untersuchung der förderlichen Aspekte der Wärmebehandlung verschließt. Denn alle Indizien aus unserer fünfjährigen Felderfahrung weisen auf ein aktiv förderndes Potenzial hin. Deshalb war uns der fachliche Austausch mit den einzelnen Instituten so wichtig und deshalb stellen wir uns auch als einziger Akteur gegen diese Studie.
Der wahre Wert der Bienensauna liegt in der Kombination aus Bienenverträglichkeit und Wirkung - den beiden Seiten derselben Medaille. Wir werden uns auch in Zukunft nur an Studien beteiligen, die diesen Grundsatz zur Kenntnis nehmen. Für uns lautet die wesentliche Frage: „Wie möchtest Du imkern?“ Mit der Bienensauna kämpfst Du nicht nur gegen die Varroamilbe, sondern kümmerst Dich aktiv um das Wohlbefinden Deiner Bienen.
Fairer Gerätevergleich
Hyperthermie-Geräte in einer Studie zu vergleichen, die nicht nur ganz unterschiedlich im Verfahren sind, sondern auch verschiedene Bereiche des Bienenvolks behandeln, ist fragwürdig, wenn entscheidende Indikatoren fehlen, die einen Vergleich überhaupt erst möglich machen.
Bei der Bienensauna werden erwachsene Bienen und ihre Königin mitbehandelt, während bei anderen Geräten nur die Brutwaben erwärmt werden. Für Bienen und Königin fehlen jedoch Indikatoren. Dabei böte das aktiv fördernde Potenzial der Wärme genügend Anknüpfungspunkte.
Aus unserer Sicht wird so der eigentliche Sinn einer solchen Hyperthermie-Studie, die faire Beurteilung der unterschiedlichen Verfahren, verfehlt. Die Bienensauna würde damit nicht ihrem Potenzial nach beurteilt werden, sondern lediglich anhand eines einzelnen Indikators.
3) Richtige Jahreszeit und Studiendauer wählen
Selbst wenn die längerfristige Volksentwicklung nicht aktiv in der Studie untersucht werden soll, ist der Zeitpunkt für eine Hyperthermie-Studie im September und Oktober denkbar ungünstig, da sich das Bienenvolk auf den Winter vorbereitet und zahlenmäßig zurückgeht. Würde die Studie im Frühjahr beginnen, könnte die rasante Volksentwicklung im Vergleich zu klassisch behandelten Völkern sichtbar werden. Denn die mit der Bienensauna behandelten Völker sind nicht nur volksstärker, sondern auch vitaler. Vermutlich werden Bakterien und Viren, die von der Varraomilbe mit eingeschleppt wurden, durch die Erwärmung abgetötet.
Volksentwicklung ist entscheidend
Vitalität und Volksstärke des Biens haben einen indirekten Einfluss auf den Wirkungsgrad einer Behandlungsmethode. Schließlich ist der Milbenbefall eines Bienenvolkes eine relative Größe: je größer und vitaler ein Volk ist, desto mehr Milben verträgt es in der Regel.
Im Studiendesign wird deutlich, dass Herr Dr. Berg keine sekundären Effekte der Wärme auf die Bienen berücksichtigt. Das führt zu einer signifikanten Schlechterstellung der Hyperthermie als Methode - gerade im Vergleich zu Säuren, die erhebliche negative Einflüsse auf die Bienen haben.
Unsere Antwort: ImkerInnen forschen
Trotz aller aufgezeigten Mängel des Studiendesigns erhebt Herr Dr. Berg den Anspruch, Behörden Empfehlungen für eine mögliche Zulassung von Hyperthermie zu geben. Aus fachlicher Sicht ist das aber nicht haltbar. Es ist, als würde Herr Dr. Berg Schokolade auf ihren Zuckergehalt testen und dabei vergessen, die Qualität des Kakaos zu beurteilen. Eine solche Untersuchung führt nicht zu verlässlichen Ergebnissen.
Beteiligung an Folgestudie
Damit wir uns an einer möglichen Folgestudie beteiligen, wird es sehr darauf ankommen, ob sich Herr Dr. Berg zu einem fachlich sinnvollen Versuchsaufbau durchringen kann. Vielleicht hilft ein Blick in sein Studiendesign vom März 2015. Dort hatte er die Volksentwicklung schon einmal berücksichtigt. Warum sollte das nicht auch jetzt möglich sein?
Feldversuch läuft an
Derweil haben wir unser eigenes Instrument entworfen. Im August haben wir gemeinsam mit Euch unseren Feldversuch gestartet. Er ist unsere Antwort auf die aktuelle Haltung der deutschen Bieneninstitute. Alle ImkerInnen, die ihre Bienen mit der Bienensauna behandeln, laden wir dazu ein, ihre Behandlungsergebnisse zu dokumentieren. Unsere Datenbank umfasst Standortbedingungen der Völker, den Milbenfall sowie die Bienenverträglichkeit und die Volksentwicklung. Zudem werden die Daten öffentlich sein, sodass sich jede Imkerin, jeder Imker von der Wirksamkeit und Bienenverträglichkeit der Bienensauna überzeugen kann. Erste Ergebnisse des Feldversuches findet Ihr hier.