„Ändere die Welt, sie braucht es.“ – Bert Brecht

Dass die Bienensauna die Imkerschaft so polarisieren würde, hätten wir nicht gedacht, als wir vor 10 Jahren nach einer Alternative zur Säurebehandlung für unsere Bienen gesucht haben.
Mit Begeisterung und großen Erwartungen haben wir uns in das Abenteuer gestürzt, die Hyperthermie für die Bienen nutzbar zu machen.

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Der kleine Unterschied

Wie genial, dass es diesen kleinen aber wesentlichen Unterschied von 3 - 4°C in der Wärmeverträglichkeit zwischen der Biene und ihrem ärgsten Feind, der Varroamilbe gibt! Und sicherlich ein wesentlicher Grund dafür, dass die Varroamilbe in ihrer ursprünglichen Heimat Asien den Bienen nicht den Garaus macht. Das kann von der Natur auch nicht gewollt sein. Wenn der Parasit seinen Wirt vernichtet, ist das schließlich sein eigenes Ende. 
Bevor wir zur bitteren Medizin mit erheblichen Nebenwirkungen greifen, ist es eigentlich naheliegend, sich erst einmal des Mittels zu bedienen, das auch von der Natur als Vorteil eingesetzt wird. Die Wärme.

Auf das „Wie“ kommt’s an

Dass Hyperthermie funktioniert, wissen wir schon seit mehr als 3 Jahrzehnten. Es schien bisher aber nicht möglich, das gesamte Bienenvolk einer Wärmebehandlung zu unterziehen.
Diese Bewertung entstand, weil in der ersten Forschungsphase mit Hyperthermie die Bienen wegen zu heißen und zu heftigen Lufteintrags brausten und klumpten. Und so kam es, dass die Wissenschaft verkündete, man könne kein Bienenvolk mit Hyperthermie behandeln, sondern nur die Brut. Immerhin. Dass die Panikreaktionen der Bienen durch das angewandte Verfahren – zu heiß, zu stürmisch - ausgelöst sein könnten, wurde offenbar gar nicht in Erwägung gezogen. Und natürlich hatte auch die Mess- und Steuerungstechnik weniger Möglichkeiten als heute.

Grenzen in den Köpfen

Die gegenwärtige Herausforderung, Hyperthermie für die Bienen nutzbar zu machen, liegt nicht mehr an den Grenzen der Technik, sondern an Grenzen in den Köpfen. Und die überdauern die Zeit. Ein weit verbreitetes Phänomen. Neuerungen, die noch dazu ein Umdenken erfordern, hatten es schon immer schwer. Dazu kommen in vielen Fällen auch noch handfeste wirtschaftliche Interessen, am lukrativen Etablierten festzuhalten.
Leider wird unser Spielraum immer enger, in dem wir uns dieses Beharren leisten können; dieses Recht-behalten-wollen und Zuerst-dem-eigenen-Vorteil-folgen. 

Wir muten den Bienen zu viel zu

Uns läuft einfach die Zeit davon und wir muten den Bienen zu viel zu: 

  • Monokultur – die Bienen verhungern mitten im Sommer, wenn wir nicht zufüttern, weil z.B. die Rapsfelder ausgeblüht haben und weit und breit nichts anderes für sie zu finden ist.
  • Insektizide – die Bienen sterben zwar nicht unmittelbar an den Spritzmitteln und den gebeizten Saatpflanzen (das Argument der Pharmaindustrie: die Mittel sind nicht letal), aber sie verlieren ihre Orientierung oder können mit ihrem gestörten Nervensystem ihre angestammten Aufgaben nicht mehr angemessen erfüllen.
  • Säuren und Gifte zur Varroabekämpfung – auch sie töten die Bienen nicht unmittelbar, aber sie sind eine weitere Plage und Belastung im gesamten Cocktail.
  • Und dann natürlich die Varroamilben selbst – sie sind in den 70er Jahren aus einem deutschen Bieneninstitut entkommen, das mit ihnen geforscht hat, und hatten mit unseren von der Natur dafür nicht angepassten Bienen leichtes Spiel.

Leider können Bienen nicht so schreien, dass wir sie mit unseren Ohren hören. Doch ich bin sicher, sie tun es auf ihre eigene Art. Denn es geht ihnen so schlecht, dass sie sterben. Und das in erschreckend großer Zahl.

Die Welt gemeinsam verändern

Zum Glück teilen viele ImkerInnen und Bienenfreunde unsere Sorge und möchten sich gerne für eine bessere Zukunft engagieren. Wir können die Welt eben nur gemeinsam verändern.